Sie füllen oft still und zurückgezogen den Raum; manchmal ergreifen sie nur das Wort, nachdem sie direkt gefragt werden, zuweilen scheinen sie in ihr Schweigen versunken. Kinder, die oft still sind und sich von Schüchternheit leiten lassen, finden es nicht immer leicht, sich in der Gruppe zu etablieren und zu präsentieren. Dennoch haben auch diese Kinder den Wunsch, gehört und verstanden zu werden, wie jedes andere auch.

Was genau ist Schüchternheit? Schüchternheit wird häufig als eine von Angst getriebene Verhaltensweise identifiziert, die vor allem in sozialen Situationen sichtbar wird. Nach dem Schweizer Pädagogik-Experten Professor Dr. Georg Stöckli kennzeichnet sich Schüchternheit durch eine Kombination aus:

  • Physiologische Reaktionen wie Erroten, erhöhten Herzschlag oder ein flau im Magen,
  • Geistige Zustände, einschließlich gesteigerter Selbstbeobachtung, negative Selbstbewertung oder Selbstkritik.
  • Soziales Verhalten, das durch gehemmte, unbeholfene oder zurückhaltende Aktionen auffällt. Wenn Schüchternheit nicht so stark ausgeprägt ist, dass sie zu einer sozialen Angststörung führt, gilt sie nicht als psychische Erkrankung, sondern vielmehr als ein Teil der individuellen Persönlichkeit, die die emotionale und motorische Reaktion sowie die Aufmerksamkeit eines Menschen beeinflusst.

 

Ursachen von Schüchternheit bei Kindern

Schüchternheit wird oft schon früh im Leben als Charakterzug sichtbar. Obwohl Erziehungsmethoden einen Einfluss haben können, deuten aktuelle wissenschaftliche Studien darauf hin, dass biologische und neurologische Faktoren, wie die Gehirnfunktion, bei Schüchternheit mitspielen können. Besonders die Amygdala, das für Angst und Furcht verantwortliche Gehirnareal, zeigt bei introvertierten Menschen eine hohe Reizbarkeit.

Methoden im Umgang mit introvertierten Kindern

Beobachten Sie zuerst ein Kind, das durchgängig reserviert erscheint, um ein klares Bild von seiner Schüchternheit zu bekommen. Bei überdurchschnittlich ausgeprägter Schüchternheit sind einfühlsame Vorgehensweisen vonnöten.

Hier einige Hinweise zur sensiblen Begleitung von leisen und zurückhaltenden Kindern:

Vertrauen bei introvertierten Kindern stärken

Introvertierte Kinder brauchen Unterstützung, um sich nach und nach zu öffnen. Geben Sie ihnen Anerkennung und loben Sie kleine Errungenschaften mit bekräftigenden Worten. Wichtig ist, introvertierte Kinder nicht unter Druck zu setzen, ihr Verhalten nicht zu tadeln und insbesondere nicht öffentlich zur Sprache zu bringen.

Feiern Sie jeden kleinen Fortschritt: „Ich habe bemerkt, wie toll du das gemacht hast. Das freut mich sehr!“ Helfen Sie dem Kind, sich an frühere Erfolge zu erinnern, besonders in herausfordernden Zeiten.

Übertragung kleiner Aufgaben

Weisen Sie zurückhaltenden Kindern vorsichtig kleine Verantwortlichkeiten zu, die sie gut bewältigen können. Solche Aufgaben könnten das Gießen der Pflanzen, die Unterstützung beim Kochen oder das Überbringen einer Nachricht sein. Unterstreichen Sie dabei die Bedeutung ihrer Hilfe: „Deine Hilfe ist für mich sehr wertvoll, weil ich dadurch Zeit für andere Dinge habe.“

Selbstvertrauen bei zurückhaltenden Kindern durch Rollenspiel fördern

Regen Sie die Kinder zu kreativen Rollenspielen an, um ihnen zu ermöglichen, verschiedene Verhaltensweisen in einem sicheren Umfeld zu erforschen. Schaffen Sie Szenarien, in denen sie beispielsweise mutige Superhelden oder fantasievolle Geschöpfe darstellen können. Durch diese Rollenspiele können Kinder eine neue Selbstsicherheit entwickeln.

Einführung von Routinen zur Stärkung des Sicherheitsgefühls

Beständige Abläufe und Routinen geben Kindern ein Gefühl von Sicherheit und fördern so ihr Wohlbefinden. Zum Beispiel kann ein Ritual zum Abschiednehmen am Morgen Kindern helfen, leichter von den Eltern loszulassen. Ein „Zauberspruch“, der Mut macht, oder ein spezielles „Kraftgetränk“ während der Mahlzeiten können die Morgenroutine aufwerten und den Tag positiv beginnen lassen.

Zusammengefasst bieten sich folgende Wege an:

  • Stärken Sie das Selbstvertrauen durch Lob und ermutigendes Feedback.
  • Übergeben Sie Schritt für Schritt kleine Verantwortungen.
  • Unterstützen Sie jedes Kind individuell entsprechend seinem eigenen Tempo.
  • Nutzen Sie Rollenspiele, um Mut und Selbstvertrauen zu stärken.
  • Schaffen Sie Rituale für ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.